Wunder mit Kalkül

Wunder mit Kalkül. Die Peenemünder Fernwaffenprojekte als Teil des deutschen Rüstungssystems

28. Januar 2016 – 15. November 2016

Am 28. Januar 2016 um 11:00 Uhr wird im Historisch-Technischen Museum die neue Sonderausstellung „Wunder mit Kalkül. Die Peenemünder Fernwaffenprojekte als Teil des deutschen Rüstungssystems“ eröffnet.

Peenemünde war von 1936 bis 1945 ein Rüstungszentrum enormen Ausmaßes. Auf einer Fläche von 25 km² arbeiteten bis zu 12 000 Menschen gleichzeitig an Fern- und Präzisionswaffen.
Die Anlagen verbrauchten immer mehr finanzielle, materielle und personelle Ressourcen. Deren Zuweisung erfolgte nicht ohne staatliche Kontrolle. Unterschiedliche Ämter des Militärs und der Ministerialbürokratie, das Oberkommando des Heeres, das Reichsluftfahrtministerium, das Rüstungsministerium, die Vierjahresplanbehörde und schließlich die SS, überwachten den Fortgang der Arbeiten und stellten hohe Erfolgserwartungen.
Die Projekte mussten ihre Nützlichkeit für den kriegführenden NS-Staat beweisen oder zumindest glaubhaft in Aussicht stellen, und sie standen in Konkurrenz zueinander und zu allen anderen Rüstungsvorhaben.

Um das deutsche Militär konkurrenzfähig gegenüber seinen Kriegsgegnern zu machen, konnten Waffensysteme nicht allein kontinuierlich, schrittweise verbessert werden. Schnelle und weitreichende Innovationssprünge, technische Revolutionen waren nötig.

Die Hoffnung, durch neuartige Waffen den Krieg trotz offensichtlicher Unterlegenheit zu gewinnen, steigerte sich hin zum Glaube an das Kommen eines technischen Wunders. Das „deutsche Wunder“, als das sich der Nationalsozialismus verstand, sollte durch rationale Innovationsplanung hergestellt werden. Ein zentraler Ort, an dem das Wunder der Technik in industriellem Maßstab realisiert und so die Voraussetzung für das politische Wunder geschaffen werden sollte, war Peenemünde.

Die Ausstellung zeigt den Aufwand, der zur Realisierung der neuartigen Militärtechnik nötig war. Sie stellt diesem auch die Nutzerwartungen der politischen Entscheidungsträger gegenüber, die sich gleichermaßen aus einem strategischen Kalkül wie einer wahnhaften Utopie speisten. Im Mittelpunkt steht die Frage nach den sozialen und kulturellen Gründen hinter den Tätigkeiten in Peenemünde. Daneben gibt die Ausstellung Anlass zur Reflexion über die moralische Dimension dieses Rüstungsstandortes. Etwa 130 Objekte, Fotos, Filme und Dokumente sind zu sehen, und drei großformatige Kunstwerke übersetzen das historische Phänomen in eine heutige Sicht.