Eine Sonderausstellung des Historisch-Technischen Museums Peenemünde
26. September 2017 – 7. Januar 2018
Die Ausstellung „Erinnerungs-Skandal“ beleuchtet eine geplante Feier zum fünfzigsten Jahrestag des ersten erfolgreichen Raketenflugs in Peenemünde, die Skandalisierung dieser Veranstaltung und die Auswirkungen auf die Wahrnehmung und Arbeit des Museums in den vergangenen 25 Jahren.
Wenige Erinnerungsorte sind bis heute derart umstritten wie Peenemünde, wo von 1936 bis 1945 bis zu 12.000 Mitarbeiter, davon neben 2.000 Ingenieuren tausende Zwangsarbeiter, Fernwaffen für den kriegführenden NS-Staat entwickelten, erprobten und produzierten. Das bekannteste Produkt war die Rakete des Modells Aggregat 4, die am 3. Oktober 1942 erstmals erfolgreich gestartet wurde. Da dies gleichzeitig der weltweit erste erfolgreiche Start einer Großrakete war, wurde mit diesem Datum schnell der Beginn des Raketenzeitalters verbunden.
50 Jahre später und kurz nach der Gründung des Museums in Peenemünde – unter dem Motto „Geburtsort der Raumfahrt“ – bereiteten die Museumsmitarbeiter, ehemalige Peenemünder Ingenieure, die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie und das Bundeswirtschaftsministerium einen Festakt zur Feier dieser Erstleistung vor. Davon ausgehend war auch der Aufbau eines „Weltraumparks“ in Peenemünde geplant. Die Vernachlässigung des kriegerischen Rahmens der technischen Erstleistung wurde international als Skandal empfunden und in den Massenmedien entsprechend dargestellt, weshalb die Veranstaltung abgesagt wurde. Das Museum wurde auf Druck der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns neu ausgerichtet und verhandelt seither den scheinbaren Widerspruch zwischen epochaler Innovation und Verbrechen immer wieder aufs Neue.