Foto: Martin Kaule
24. Mai – 9. September 2018 im Historisch-Technischen Museum Peenemünde
Am 24. Mai 2018 um 11:00 Uhr wird im Historisch-Technischen Museum Peenemünde (HTM) die Sonderausstellung „Das Paradies der ,Volksgemeinschaft‘? – Das KDF-Seebad in Prora“ des Dokumentationszentrum Prora e.V. eröffnet.
Die Ausstellung stellt den historischen Ort Prora auf Rügen vor und ordnet ihn in die Arbeits- und Sozialgeschichte des Nationalsozialismus ein. Mit dem Bau des gewaltigen Seebads wollte die NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ jeweils 20.000 „Volksgenossen“ einen preiswerten Urlaub ermöglichen. Dieser Urlaub war nicht als Selbstzweck gedacht, sondern stand im Dienst des Regimes. Statt Entspannung im privaten Familienkreis zu ermöglichen, sollte in gemeinsamen Aktivitäten und Ritualen das Ideal einer egalitären „Volksgemeinschaft“ befördert werden. Wer ethnisch oder politisch nicht in sie passte, wurde auch aus der NS-Freizeitpolitik ausgestoßen.
Das Seebad war ein Mittel zur Herrschaftsstabilisierung des Regimes in der Mehrheitsgesellschaft und zur Ausgrenzungen von Minderheiten. Die Ausstellung zeigt die federführenden Institutionen und ihre Propaganda ebenso wie die sozialen Realitäten, die nicht dem Propagandabild entsprachen.
Die Ausstellung dokumentiert neben den Plänen und Ideen auch die praktische Geschichte des Bauens und der Nutzung von 1935 bis in die Gegenwart. Für den Urlaub wurde die Anlage nie genutzt, vielmehr ab Kriegsbeginn für die Ausbildung von Polizisten und Wehrmachthelferinnen, als Lazarett, in der DDR als Kaserne der NVA und für sogenannte „Bausoldaten“. Seit 1992 ist der Gebäudekomplex denkmalgeschützt. In den letzten Jahren nun wird er Stück für Stück als touristischer Wohnort renoviert. Weil damit die ursprüngliche Idee erstmals praktisch umgesetzt wird, ist die Begleitung, Kommentierung und Diskussion durch erinnerungskulturelle Einrichtungen notwendig.
Das HTM Peenemünde weist mit der Ausstellung auf seine Verbundenheit mit der Geschichtsarbeit in Prora hin. Beide Orte gehören zu den größten und eindrücklichsten baulichen Relikte der NS-Zeit. Sie sind Anlaufpunkte für viele Besucher, die sich über die historischen Ereignisse und Strukturen informieren wollen. Für das Land Mecklenburg-Vorpommern sind sie somit wichtige Bildungsorte und Leuchttürme der Kulturpolitik.
Zur Ausstellungstellungeröffnung am 24. Mai 2018 im HTM Peenemünde spricht Katja Lucke, wissenschaftlich-pädagogische Leiterin des Dokumentationszentrums Prora, einführend über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Ortes.
Foto: Dokumentationszentrum Prora e.V.