Grasnarben
6. November 2008 – 31. Januar 2009
Fotografien von ehemaligen NS-Lagern in Nordwestdeutschland: Nüchtern erscheinen manche der Fotografien, geradezu idyllisch andere. Zu sehen sind Landschaften, ungewohnte Bauwerke und Oberflächen wie Beton, Holzplanken und Pflanzen. Die rund 40 Farbfotografien, die unbetitelt und nur mit Nummern versehen sind, irritieren. Der Versuch, die vorgefundenen Motive mit den eigenen Bildern im Kopf zu verbinden, die in Erwartung des Themas unwillkürlich vor dem inneren Auge aufgetaucht sind, fällt schwer. Denn auf den Fotografien finden sich kaum Hinweise auf die Orte und ihre Geschichte. Keines der bekannten Symbole wie etwa Stacheldraht oder Eisenbahnschienen sind zu sehen. Erst die ausgelegte Bilderliste verweist auf die Aufnahmeorte: Es sind alles Fotografien von Orten, die Teil des nationalsozialistischen Lagersystems gewesen sind: Neuengamme, Sandbostel, Bergen-Belsen, Bremen-Farge, Börgermoor, Esterwegen u.a.
Die Bremer Fotografen präsentieren mit dieser Ausstellung die Ergebnisse ihrer Suche nach neuen Sichtweisen auf die ehemaligen NS-Lager. Selbst sind die beiden nur mit dem übermittelten Bildgedächtnis dieser Orte aufgewachsen. Deshalb verzichteten sie bewusst auf eine fotografische Herangehensweise, die das Bekannte reproduzieren würde. Sie suchten nach neuen, anderen Bildern. Es kommt nun zu einer Konfrontation zwischen kollektivem und individuellem Bildgedächtnis. Der Versuch des Abgleiches regt zu neuen Gedanken an. Die Bilder, das Wissen und die Assoziationen im Kopf des Betrachters treten nun in Beziehung zu den gezeigten Fotografien und rufen Fragen hervor.
Die Ausstellung „Grasnarben“ wirft die Frage nach den Formen künftigen Erinnerns an Nationalsozialismus und Holocaust auf, in einer Zeit, in der die unmittelbaren Erfahrungen von Zeitzeugen von medial vermittelter Erinnerung abgelöst werden. Sie wird am 06.11.08 um 15.00 Uhr eröffnet und ist bis zum 31.01.2009 zu sehen. Weitere Informationen finden Sie unter: www.grasnarben.de