Mischlinge – Fotografien von Marc Erwin Babej
19. Mai 2015 – 6. September 2015
Der Nationalsozialismus war ein Projekt, die deutsche Gesellschaft neu zu designen. Die Menschen sollten durch Umerziehung, Terror und Tötung von nicht Zugehörigen zu einer ethnisch und ideologisch gleichförmigen „Volksgemeinschaft“ werden. Auch das Land sollte architektonisch umgestaltet, sollte einer neuen Ästhetik unterworfen werden, um so deutlich sichtbar neuen Lebensraum für den neuen Menschen zu bilden. Sichtbarer Ausdruck dieses Anspruchs waren und sind die Gebäude aus dieser Zeit, die durch eine einheitliche monumentale Architektur gleichzeitig die Macht des Nationalsozialismus repräsentieren und den Menschen ihre Zugehörigkeit zu einer größeren Einheit verdeutlichen sollten.
70 Jahre nach dem Ende des NS-Systems macht sich nun der deutsch-amerikanische Fotograf Marc Erwin Babej auf, Menschen an Orten nationalsozialistischen Bauens und nationalsozialistischer Macht zu porträtieren. Er lehnt sich ganz bewusst an die Bildsprache Leni Riefenstahls an, einer Protagonistin der nationalsozialistischen Ästhetik. Mit ihren Mitteln fragt er, was von diesem Projekt übriggeblieben ist, was das Land und wer die Menschen in Deutschland heute sind.
Zu sehen sind 18 Fotografien, die an zehn zur Zeit des Nationalsozialismus erbauten oder mit ihm in Verbindung stehenden Orten aufgenommen wurden. Die porträtierten Menschen erscheinen schön und erinnern an aktuelle Mode- und Werbefotografie. Und doch wollen sie nicht in die monumentale Architektur passen. Babej weist die Kontinuität dieser Bildsprache von Riefenstahl bis heute nach und persifliert gemeinsam mit seinen Darstellern diese Ästhetik. Und die Bilder zeigen, dass wir uns nach wie vor mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen haben, weil sie noch immer präsent ist – baulich wie geistig.
Die Ausstellung wird vom 19.05.2015 bis 06.09.2015 im Historisch-Technischen Museum in der Turbinenhalle des Peenemünder Kraftwerkes präsentiert. Es gelten die regulären Öffnungszeiten und Eintrittspreise des Museums.
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.marcerwinbabej.com.