Die Flugbombe Fieseler Fi 103, zeitgenössisch auch „Projekt Kirschkern“, „FZG 76“ und „Vergeltungswaffe 1“ genannt, war ein Ferngeschoß in Flugzeugform mit Strahltriebwerk und automatischer Steuerung. Wie auch bei der A4-Rakete übernahmen nach Kriegsende die Siegermächte die Technik und die Entwickler der Flugbombe, um den Wissensstand als Ausgang für ihre eigenen Rüstungsprojekte zu benutzen. Damit gilt die Bombe als Vorläuferin der heutigen Marschflugkörper, auch Cruise-Missiles genannt.
Die zwei Tonnen schwere Fi 103 besaß eine Gesamtlänge von 7,9 Metern und eine Spannweite von 5,5 Metern. Getestet wurde die Bombe in der Versuchsstelle der Luftwaffe Peenemünde-West erstmals an Heiligabend 1942. Bereits wenige Monate später ging sie in die Massenproduktion, obwohl die Tests noch nicht völlig überzeugten. Mitte 1944 wurden bis zu 3.400 Geräte pro Monat auch unter Einsatz von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen gefertigt, zunächst im Volkswagenwerk, später vor allem im Mittelwerk bei Nordhausen.
Da die Bombe nicht selbst aus dem Stillstand beschleunigen konnte, musste sie von einer Abschussrampe am Boden oder von einem Flugzeug in der Luft gestartet werden. In Peenemünde wurden auch verschiedene Typen von Startrampen getestet. Das Modell der Firma Borsig war eine massive Betonkonstruktion. Als deutlich flexibler und damit im Einsatz praktischer erwies sich die Ausführung von Hellmuth Walter, eine 48 Meter lange Schlitzrohrschleuder aus einzelnen Stahlsegmenten. Das Haupteinsatzgebiet der Flugbombe lag ab Juni 1944 an der Nordküste Frankreichs sowie in Belgien und den Niederlanden. Im nordfranzösischen Val Ygot steht heute noch eine der letzten erhaltenen originalen Walterschleudern. Eine weitere befindet sich seit 2006 im Historisch-Technischen Museum Peenemünde.