Die Aggregat 4-Rakete, eher bekannt unter dem Propagandabegriff „Vergeltungswaffe 2“, ist das zentrale Objekt des historischen Rüstungsstandortes und des Erinnerungsortes Peenemünde. Sie drückt sowohl nationalsozialistischen Größenwahn als auch technische Innovationskraft aus.
Da Peenemünde 1945 geräumt wurde, sind am Entwicklungsort selbst keine vollständigen Originale mehr zu sehen. Ohne sie fällt es jedoch schwer, sich die Gestalt der Rakete vorzustellen. Zur besseren Anschaulichkeit steht seit 1995 auf dem ehemaligen Kraftwerks- und heutigen Museumsgelände eine nachgebaute A4-Rakete als Tourismusattraktion, die durch ihren mächtigen Eindruck die Besucherinnen und Besucher ein Stück weit überwältigt. Sie ist mindestens so sehr ein Zeugnis der Museumsgeschichte wie eine Veranschaulichung der Peenemünder Rüstungsgeschichte.
1992 reifte die Idee, ein Modell einer A4-Rakete auf dem Gelände des Historisch-Technischen Informationszentrums als Teil eines geplanten Raumfahrtparks aufzustellen. Wichtig war den damaligen Verantwortlichen, dass Originalteile einer A4-Rakete verbaut wurden, wie der Heckabtriebsring und die Nutzlastspitze. 1993 erhielt die Peene-Werft in Wolgast den Auftrag zum Bau, und nach zwei Jahren wurde das Modell im Museum aufgestellt.
Die Bemalung der Rakete entspricht den Raketen der ersten Versuchsserie, die ab 1942 vom Prüfstand VII aus über der Ostsee abgeschossen wurden. Mit Hilfe der schwarz-weißen Kontrastbemalung konnten die Ingenieure einst die Versuchsgeräte besser beobachten, um ungewünschte Rollbewegungen um die Längsachse recht frühzeitig zu erkennen. Zwischen den Flossen ist die Rakete mit dem Motiv der „Jungfrau am Monde“ verziert, das dem des Versuchsmusters 4 vom 3. Oktober 1942 nachempfunden ist.