17.04.2024

17.04.2024

Eröffnung einer neuen Erinnerungsstätte in Peenemünde
17. April 2024 um 10:00 Uhr

Am 17. April 2024 eröffnet das Historisch-Technische Museum Peenemünde (HTM) eine neue Stätte zur Erinnerung an die Häftlinge des ehemaligen KZ-Arbeitslagers „Karlshagen II“. Bei der Veranstaltung gedenken wir aller Menschen, die an diesem Ort litten und starben, insbesondere François Jazbinsek, der in Peenemünde so schwer misshandelt wurde, dass er vor genau 80 Jahren seinen Verletzungen erlag.

Die Eröffnungsveranstaltung beginnt um 10:00 Uhr an der ehemaligen Verladerampe des Fertigungswerkes am Fahrradweg zwischen Peenemünde und Karlshagen. Die Landesregierung wird durch Bettina Martin, Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern vertreten sein. Aus Frankreich reisen Vertreterinnen und Vertreter der Commission Dora Ellrich de la Fondation pour la memoire de la Déportation an. Auch das Deutsch-Polnische Kulturforum Odermündung, das seit Jahren jeweils im Oktober mit einer Gedenkveranstaltung an die Verschleppung der Häftlinge nach „Mittelbau-Dora“ erinnert, nimmt an der Eröffnung teil.

Das HTM sammelt, bewahrt, erforscht und vermittelt am historischen Ort die Geschichte der Versuchsanstalten Peenemünde und des NS-Rüstungsprogramms, als dessen Teil dieses militärische Großforschungszentrum aufgebaut und betrieben wurde. Zu den Versuchsanstalten gehörten auch zwei KZ-Außenlager, in denen Häftlinge Zwangsarbeit für die deutsche Rüstung im Zweiten Weltkrieg leisten mussten. Das KZ-Arbeitslager „Karlshagen II“ befand sich im Peenemünder Fertigungswerk, wo die Grundlagen für die Serienproduktion der Rakete A4 (“V2”) unter Ausbeutung von erzwungener Arbeitskraft gelegt wurden. Am 17. Juni 1943 erreichten die ersten KZ-Häftlinge den Standort. Untergebracht wurden die insgesamt 604 Männer im Sockelgeschoss der Fertigungshalle 1, in vier Monaten wurden mindestens 37 von ihnen getötet. Nach einem Luftangriff auf Peenemünde wurde das Fertigungswerk in den unterirdischen KZ-Komplex „Mittelbau-Dora“ verlagert. Nur etwa ein Drittel der Häftlinge, die von Peenemünde dorthin verschleppt wurden, überlebte bis zum Ende des Krieges.

Das HTM hat in Kooperation mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg in aufwendigen Archiv- und Literaturrecherchen neue Erkenntnisse zum Lager „Karlshagen II“ gewonnen, die nun am authentischen Ort vermittelt werden.

Auf großflächigen Tafeln finden sich Informationen zur Geschichte des Werks, zum Häftlingseinsatz, eine ausgewählte Häftlingsbiographie sowie die Namen und Lebensdaten aller Häftlinge, die im KZ-Arbeitslager „Karlshagen II“ untergebracht waren. Gleichzeitig ist eine würdige Stätte der Erinnerung an die Opfer des nationalsozialistischen Gewaltregimes entstanden. Die Neugestaltung wurde mit Kulturfördermitteln des Landes M-V gefördert.

Im Jahr 2024 beabsichtigt das HTM auch das zweite ehemalige KZ-Arbeitslager „Karlshagen I“ in analoger Weise als Gedenkort aufzuwerten, und beide Orte didaktisch miteinander zu verbinden. Der entsprechende Förderantrag wurde gestellt und die Museumspädagogik des HTM erarbeitet derzeit ein Konzept für vertiefende Lernangebote an den authentischen Orten der beiden ehemaligen KZ-Außenlager, um künftig die Opferperspektive in der Schul- und Erwachsenenbildung zu stärken.

Ablaufplan

9:30     Treffpunkt: Alte Peenemünder Straße Karlshagen und Transfer zur Erinnerungsstätte

10:00    Beginn der Veranstaltung
Begrüßung: Michael Gericke, Geschäftsführer Historisch-Technisches Museum Peenemünde
Grußwort: Bettina Martin, Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten M-V

10:20    Einführungsvortrag
„Häftlingsarbeit in Peenemünde, ein Erinnerungsort und sein Wert für die Vermittlungsarbeit“, dabei auch Lesung aus den Erinnerungen von Joseph Jazbinsek, Überlebender des KZ-Außenlagers „Karlshagen II“
Dr. Philipp Aumann, Kurator Historisch-Technisches Museum Peenemünde

Musikalische Begleitung: Kreismusikschule Wolgast

10:40    Vortrag
„Erinnern am authentischen Ort aus französischer Sicht“
Thierry Berkover, Président der Commission Dora Ellrich de la Fondation pour la memoire de la Déportation

10:50    Gedenkakt

Musikalische Begleitung: Kreismusikschule Wolgast

11:00    Nachfragen der Presse

11:15    Ende der Veranstaltung und Transfer nach Karlshagen