3D-Modell einer Splitterschutzröhre, 2011 (HTM Peenemünde, Archiv)

Um die Belegschaft der Versuchsanstalten und ihre Familien zu schützen, gab es neben den großen Bunkeranlagen auf dem Testgelände eine hohe Anzahl an sogenannten Splitterschutzröhren und Splitterschutzgräben. Sie boten lediglich Schutz vor umherfliegenden Schrapnellen oder der Druckwelle explodierender Bomben, hielten aber einem direkten Bombentreffer nicht stand. Weil die Röhren schnell erreichbar nahe der Siedlung lagen, retteten sie vielen Bewohnern während des Bombenangriffs im August 1943 das Leben. Der Zeitzeuge Horst Urban berichtete über das lange Ausharren in einer Röhre: „Wir fingen an, die Einschläge zu zählen – 1 – 2 – 3 – näherkommend. Wir fragten uns, ob die nächste wohl trifft? – Nein – 4 auf der anderen Seite unserer Röhre – 5 – usw. Immer dasselbe Spiel.“

Innenraum derer Splitterschutzröhre. Zur Nutzungszeit befanden sich noch Holzbänke im Innenraum. Die Röhre hatte einen Durchmesser von 1,50 Meter und war somit sehr beengt. (HTM Peenemünde, Archiv)
Splitterschutzröhre im Gelände, verdeckt durch Bäume und Laub. Die Bilder entstanden nahe der Siedlung Karlshagen. (HTM Peenemünde, Archiv)

In der Siedlung gab es auch Splitterschutzgräben. Diese mussten die Anwohner oft selber ausheben, und sie boten weniger Schutz als die Röhren. Die rudimentäre Schutzvorrichtung bestand aus einem befestigten Graben und einer Decke aus dicken Eichenbalken.

Bei der schweren Bombardierung vornehmlich der Siedlung starben über 700 Menschen, davon über 200 Zwangsarbeiter durch die Explosionen von Sprengbomben und von Phosphorbomben ausgelöste Feuerstürme. Von den hochrangigen wissenschaftlichen Mitarbeitern kamen zwei ums Leben, der Betriebsleiter des Entwicklungswerkes Erich Walther und der Leiter der Triebwerksabteilung Dr. Walter Thiel, der mit seiner Familie in einem Splitterschutzgraben von einem direkten Bombeneinschlag getroffen wurde.

Eingang der Röhre mit dem Splitterschutzvorbau aus Beton. (HTM Peenemünde, Archiv)