Am 3. Oktober 1992 sollte unter dem Motto „50 Jahre Raumfahrt. Erbe – Verpflichtung – Perspektive“ das Jubiläum des ersten erfolgreichen Abschusses einer Aggregat 4-Rakete (A4) gefeiert werden.
Das Historisch-Technische Informationszentrum (HTI) und sein Förderverein planten Vorträge, Podiumsdiskussionen und eine Lesung des Buches „Insel ohne Leuchtfeuer“ von Ruth Kraft. Später organisierten der Bundesverband der deutschen Luft-, Raumfahrt- und Ausrüstungsindustrie und das Bundeswirtschaftsministerium einen großen Festakt zum Gedenken an die technische Pionierleistung. Eigens für dieses Jubiläum wurden kleine Andenken angefertigt.
Die Vorbereitungen erregten kurz vor dem angedachten Termin ein kritisches Medienecho. Tenor war das Entsetzen darüber, dass allein die wissenschaftlich-technische Pionierleistung zelebriert und die Arbeiten in Peenemünde als der Ursprung der Raumfahrtforschung dargestellt werde sollte. Warum wurde nicht beachtet, dass die Raketen von Zwangsarbeitern produziert wurden und als „Vergeltungswaffe 2“ zahlreichen Zivilisten das Leben kostete?
Die heftige Kritik erklärt sich aus einer verbreiteten (auch internationalen) Sorge um einen Rechtsruck der deutschen Gesellschaft nach der Wiedervereinigung. Der Skandal warf fundamentale Fragen zur Bedeutung von Peenemünde als historischem Ort auf: Wie können technische Innovation und Verbrechen gemeinsam erinnert werden? Wessen soll an diesem Ort und im Rahmen seiner Geschichte gedacht werden? Diese neuen Reflexionen veränderten das Museum nachhaltig.