Blick auf die Beobachtungs- und Befehlszentrale im Erdwall des Prüfstands VII. (HTM Peenemünde, Archiv)

Der Prüfstand VII der Heeresversuchsanstalt Peenemünde war als wichtigste Startrampe für die Großrakete Aggregat 4 der zentrale Ort der Raketenerprobung. Ein etwa 100 x 150 Meter großer Ringwall bildete eine Arena, in deren Zentrum die Raketen verschossen wurden. Für die A4-Raketen überdimensioniert, war die Anlage auch für die sogenannte „Amerikarakete“, das geplante Projekt A9 / A10 ausgelegt.

Den Teststarts ab 1942 ging eine mehrjährige Entwicklungsarbeit der Rakete voran. Tausende Wissenschaftler und Ingenieure um den Chefkonstrukteur Wernher von Braun arbeiteten seit 1939 am A4 und lieferten mit Brennversuchen des Triebwerks ab 1940 erste Ergebnisse.

Den tatsächlichen Leistungsnachweis brachte der vierte Verschuss einer Rakete am 3. Oktober 1942, bei dem diese eine vorgegebene Flugbahn mit einer Spitzengeschwindigkeit von fast Mach 5 und einer Gipfelhöhe von 84,5 Kilometern einhielt. Eine automatische Steuerung ließ die Rakete bei einer Reichweite von 192 Kilometern nur vier Kilometer seitlich zum Zielpunkt abweichen.

Dieser erfolgreiche Flug machte das A4 zur weltweit ersten funktionsfähigen Großrakete mit Flüssigkeitsantrieb. Für die Militärführung erschien es während des Zweiten Weltkrieges daher als eine dringliche Aufgabe, die Rakete so schnell wie möglich als Waffe zu produzieren.

Die ersten Sekunden nach dem Start einer A4-Rakete. (HTM Peenemünde, Archiv)
Letzte Vorbereitungen zum Start einer A4-Rakete vom Prüfstand VII. (HTM Peenemünde, Archiv)

Der Prüfstand VII wurde bis zum letzten Versuchsstart einer A4-Rakete am 20. Februar 1945 benutzt. Nach Kriegsende wurde er im Zuge der von den Siegermächten beschlossenen Demilitarisierung Deutschlands zerstört. Die vom Wald überwucherten Überreste üben bis heute auf Technikenthusiasten eine Faszination aus – für viele unter der Annahme, dass dies der „Geburtsort der Raumfahrt“ gewesen sei.

Kritiker dieser Zuschreibung betonen hingegen die Zweckbestimmung der Anlage als Infrastruktur für eine Kriegswaffe, die historisch losgelöst von der Raumfahrtgeschichte zu verstehen sei. Das Beispiel des Peenemünder Raketenprojekts dient in jedem Fall dazu darüber nachzudenken, ob Wissenschaftler und Ingenieure „unpolitische Akteure“ sein können oder stets auch die Konsequenzen ihrer Arbeit zu verantworten haben.

Modell des Prüfstands VII im Maßstab 1:87. (HTM Peenemünde, Archiv)