Düsenfragment eines Raketenofens, wohl Typ 2 W 1 aus Aluminium, eloxiert, um 1933, in der Versuchsstelle Kummersdorf-West entwickelt. Abformung (HTM Peenemünde, Archiv)

Ab 1874 entstand südlich von Berlin ein weitläufiges Gelände zur Erprobung von Geschützen und Geschossen, später auch neuen Kraftfahrzeugen und Kampfwagen, Kampfstoffen und Munition. 1932 entstand die Versuchsstelle West zur Arbeit an Raketen.

Neben anderen arbeitete Wernher von Braun in diesem Projekt und reichte seine Erkenntnisse als Doktorarbeit an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität ein. Praktische Ergebnisse der Forschung waren die Raketentypen „Aggregat 1“ und „Aggregat 2“, die Vorläufer des in Peenemünde geschaffenen A4, auch „Vergeltungswaffe 2“ genannt. Fehler in der stark nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum geprägten Arbeit führten oftmals zu schweren Unfällen, da mit hochexplosivem Treibstoffgemisch experimentiert wurde. Als Baumaterial griffen die Entwickler in der Regel auf Aluminium zurück, weil dies leicht, aber belastbar war.

Bereits 1935 wurde deutlich, dass für die Weiterentwicklung der Raketen ein neues Gelände nötig war. Denn verschossen werden konnten die Raketen wegen ihrer großen Reichweite nicht. Die Nordspitze der Insel Usedom mit der Ostsee als Zielfeld erschien als strategisch günstig, so dass dort 1936 der Bau der Versuchsstelle Peenemünde begann.

Nach wie vor ist die Bedeutung der Orte Kummersdorf und Peenemünde umstritten. Auch wenn dort die professionelle Raketenforschung ihren Ursprung hat, können sie doch nicht ohne Einordnung in die Geschichte des Zweiten Weltkriegs dargestellt werden. Nicht nur die Zweckbestimmung dieser Technikentwicklung als Waffe, sondern auch die Arbeits- und Lebensbedingungen von Zwangsarbeitern beim Bau der Anlagen in Peenemünde und der Produktion der Waffen sind integrale Bestandteile dieser Geschichte.

Fragment eines Raketenofens aus dem Jahr 1933, welcher durch eine Explosion stark verformt wurde. (HTM Peenemünde, Archiv)